Mama will nen Handstand machen!

Zugegeben, ich bin ja sehr unsportlich seit ich Kinder habe. Wobei, das „Hinterher-rennen“ und „Hinterher-aufräumen“ ja auch irgendwie Sport ist. Allein bei dem Gedanken, wie oft ich die Treppe in unserem Haus hoch oder runter steigen darf, komme ich schon ins Schwitzen.

(Auf dem Beitragsfoto siehst du natürlich nicht mich, sondern meine große Tochter, die problemlos einen Kopfstand hinlegen kann – sehr zum Neidwesen von mir)

Während der Corona- Quarantäne sind jetzt auch noch das ein oder andere Kilo auf meinen Rippen hinzugekommen. Übrigens habe ich festgestellt, dass ich damit nicht alleine bin 😉

Und dann bin ich über den Post von Sympatexter gestoßen „Handstand in vier Wochen“. Der Post war so witzig geschrieben, dass er mich sofort angesprochen hat und ich mir dachte: Hey, wieso mache ich eigentlich immer nur Webinare bei denen man unheimlich viel Informationen für seinen Kopf bekommt, aber nie etwas für seinen Körper? Warum sollte ich es nicht wenigstens versuchen?

Natürlich hat sich sofort mein innerer Schweinehund zu Wort gemeldet: Du bist doch jetzt schon Ü 40, das schaffst du nie und nimmer! Außerdem hast du doch gar keine Zeit für sowas! Wenn schon etwas „lernen“, dann doch vielleicht besser so etwas wie „wie funktioniert SEO“!

Nachdem meine große Tochter aber schon ganz gut einen Kopfstand beherrscht und ich sie da tatsächlich etwas beneide über ihre Körperbeherrschung und auch hin und wieder ein kleiner Tipp aus meinem Mund in ihre Richtung kommt, dachte ich mir: wer bin ich eigentlich, dass ich meiner Tochter Tipps gebe, obwohl ich es selbst nicht kann?

Was kann schlimmstenfalls passieren? Nichts! Das Schlimmste, was passieren kann ist, dass ich es nicht schaffe in vier Wochen einen Handstand zu machen. Dafür hätte ich es zumindest probiert und du hättest dafür eine Geschichte von mir, die vom „Versuchen“ und „Scheitern“ handelt. Falls ich es aber schaffen sollte, hast du eine Geschichte von mir, die vom „einfach mal ausprobieren“ und von „persönlichen Erfolg“ handelt.

Deswegen nehme ich dich mit auf meine ganz persönliche Reise zum Vielleicht- Handstand.

 

Woche 1:

Irgendwie hatte ich meine Anmeldung zu diesem Projekt scheinbar gut verdrängt, denn als in der ersten Woche nun die Mail mit den ersten Übungen und der Termin zum ersten Live-webinar eintrudelte, war ich doch leicht überrascht. In mir keimte kurz der Gedanke auf: Oje, worauf hast du dich da eingelassen? Noch ist es nicht schlimm, wenn du gar nicht anfängst. Du musst ja niemanden erzählen, dass du dich dazu angemeldet hast. Zu allem Überfluss ist der erste Live-Termin auch noch zu einem Zeitpunkt, an dem ich gar keine Zeit habe, da dort meine große Tochter zu ihren Taekwondotraining gebracht werden muss.

Am Abend nahm ich mir aber dann doch die Zeit und schaute mir die Aufzeichnung der Webinars an. Meine Neugierde gewann die Oberhand. Judith von Sympatexter schaffte es doch tatsächlich, dass sich mein Allerwertester von der Couch erhob und ich die Übungen zeitgleich mit ihr in dem Video machte. Bestimmt sahen die Übungen bei mir nicht so gut aus, wie bei ihr. Und ich war doch sehr erstaunt, wie schnell ich ins Schwitzen kam, bei Übungen, bei denen man sich kaum bewegte. Aber hey, für meine „Flügelärmchen“ war es schon anstrengend, sie die ganze Zeit oben zu halten, bzw. sie dabei auch noch nach hinten zu schwingen.

Kraft und Körperspannung

In der ersten Woche steht  Krafttraining auf dem Plan.

Um einen Handstand machen zu können, benötigt an eine gute Körperspannung und für die wiederum braucht man etwas Kraft. Ebenso benötigt man für einen Handstand in den Armen und Handgelenken Kraft.

Blöd nur, das Krafttraining und ich zwei völlige Gegensätze sind, die sich auch nicht anziehen, sondern wohl eher abstoßen.

Aber noch ist meine Motivation sehr weit oben. Deswegen habe ich mein zweites Krafttraining in dieser Woche im Garten erfolgreich absolviert.

Gefühlt wurde es immer heißer und zum Ende lag die gefühlte Temperatur so bei 40° im Schatten. Etwas behindert wurde mein Workout von den lieben Nachbarn, die meinten, sie müssten im Garten arbeiten. Da ich natürlich keine Lust hatte, wie sich jemand während meinem Training über mich kaputtlacht, bin ich in den Schatten der Magnolie umgezogen und war zwischendurch bemüht, den Kopf möglich weit unten zu halten, um möglichen Blicken auszuweichen. Das steigerte natürlich noch zusätzlich das Level des Workouts. Am Ende war ich doch ganz schön fertig und wahnsinnig erstaunt, wie sehr mein Körper schwitzen kann und wie stark meine Muskeln zittern können. Nebenbei bemerkt, das Krafttraining fand ganz ohne Gewichte statt – mein eigenes Körpergewicht reicht vollkommen aus um mich an meine Grenzen zu bringen.

Da ich das Ganze auf meiner Facebookseite dokumentiere, wahrscheinlich sehr zum Spaß von meinen Lesern, hat mir eine liebe Leserin den Tipp gegeben, ich solle mal den „Pincha Prep on the wall“ probieren. Dazu gab es ne schöne bebilderte Anleitung. Klar habe ich es mir nicht nehmen lassen, das Ganze aus zu probieren. Ich habe es tatsächlich geschafft. Natürlich habe ich aus meinen Fotos dann auch gleich eine kleine Anleitung gemacht. Nicht so schön wie die ursprüngliche, dafür aber selten. Ich bin mir sicher, damit dem ein oder anderen Leser zumindest ein Lächeln auf die Mundwinkel gezaubert zu haben. Aber hey, manchmal darf man sich selbst einfach auch nicht zu ernst nehmen.

Meine Motivation war in der ersten Woche so groß, dass ich doch tatsächlich mein „Kraftworkout“ dreimal in dieser Woche geschafft habe. Und ich merke jetzt schon, dass etwas passiert mit einem Körper. Man sieht zwar von Außen nichts, aber meine Unterarme fühlen sich so an, als hätte Popey eine extra Portion Spinat bekommen.

Nach dem  dritten „Workout“ war auch mein Muskelkater nicht mehr ganz so schlimm. Zumindest bin ich wieder die Treppe hochgekommen, zwar fast kriechend, aber ich kam wieder hoch.

Woche 2:

In dieser Woche waren wir ein paar Tagen bei Freunden zu Besuch. Deshalb ist das Training in dieser Woche etwas wenig ausgefallen – genau gesagt, sehr wenig. Ich habe nur zweimal geübt.

Purzel it – der Purzelbaum

In der zweiten Woche lautete das Trainigsmotto „Purzelbaum“. Um einen Handstand zu können, sollte man auch ordentlich abrollen können, damit man sich nicht beim Überkippen an der Wirbelsäule verletzt. Deswegen wurde der Purzelbaum geübt.

Am Anfang war ich leicht irritiert und dachte „ein Purzelbaum kann doch jedes Kind“. Leider hatte ich mich hier sehr getäuscht. Klar, Kinder machen oft Purzelbäume, zumindest meine zwei Mädels. Und auch ich bin mit Sicherheit in meiner Kindheit so das ein oder andere Mal umhergepurzelt. Schnell musste ich feststellen, dass es leider mit dem Purzelbaum anders als mit dem Fahrradfahren ist – man verlernt es. Und zwar gründlich. Zu Beginn habe ich einen ganz langsamen Purzelbaum gemacht und mir dabei eine dicke Matte untergelegt. Trotzdem hat mir danach gründlich mein Kopf und Nacken wehgetan. Natürlich hatte ich vor dem ersten Versuch ordentliche Dehnübungen und Aufwärmungen gemacht. Elegant sah das bestimmt auch nicht aus.

Was aber viel schlimmer für mich war: mir war danach unsagbar schlecht. Mein Körper ist es nicht gewohnt kopfüber zu rollen. Zum einen hat es mich wirklich viel Überwindung gekostet und zum anderen waren meine Kristalle im Ohr wohl nicht sonderlich einverstanden damit, so plötzlich stark durcheinander geschüttelt zu werden. Meine Übelkeit hielt nach dem ersten Versuch für drei Stunden an.

Meinen zweiten Versuch startete ich noch am gleichen Abend, sehr zur Freude meiner zwei Kinder. Sie purzelten unterdessen fleißig um mich herum. Danach ging es schon deutlich besser. So gut, dass ich beim zweiten Purzelbaumtraining den Purzelbaum ohne Matte im Garten gewagt habe und geschafft habe.

Nach dem Erfolg kostete es mich weniger Überwindung kopfüber zu gehen. Ich war doch sehr überrascht, wie sehr wir uns von unserem Kopf leiten lassen. Im Grunde ist es ganz einfach, wenn man seine eigenen Ängste überwindet.

Im Garten bei unseren Freunden habe ich es dann sogar ein paar Mal gewagt, den Handstand an der Wand zu probieren. Mit leider wenig Erfolg.

Das Fazit meiner zweiten Woche ist: manchmal muss man den Kopf ausschalten und seine Ängste überwinden. Außerdem hatten meine Kinder extrem viel Spaß mit mir, gemeinsam den Purzelbaum zu üben.

Wann hast du das letzte Mal einen Purzelbaum gemacht?

Hier kannst du mein lustiges Video vom „rumpurzeln“ sehen 😉

Purzelbaum – HD 720p

Woche 3:

Nachdem ich in der zweiten Woche nicht wirklich viel trainiert hatte, ist meine Motivation auch etwas nach unten gegangen. Wie wahrscheinlich mit vielen Dingen ist hier auch das „Dranbleiben“ ein großes Problem.

Um meine Motivation wieder zu steigern, habe ich am Anfang der Woche eine Zwischenstandsaufnahme gemacht. Ich hatte mir zu Beginn der ersten Woche notiert, wielange ich einen Plank halten kann und wieviele Knie-Liegestütze ich schaffe. Und siehe da: jetzt zu Beginn der dritten Woche kann ich einen Plank 35 Sekunden länger halten und ich schaffe 7 Knie-Liegestütze mehr. Das hat mir gezeigt, dass sich durchaus körperlich und kraftmäßig etwas verbessert hat. Genau diesen Motivationsschub hatte ich gebraucht um weiter zu machen. Die Motivation durch den Zwischenstandscheck war gleich so groß, dass ich viermal diese Woche trainiert habe. Yeah! Das will bei mir als kleiner „Sportmuffel“ was heißen.

Der große Mindfuck „kopfüber“

In dieser dritten Trainigswoche geht es kopfüber. Und bei diesem „kopfüber“ habe ich wirklich extreme Angstblockaden. Ich male mir bereits vorher aus, was alles passieren könnte, wenn ich auf meinen Kopf oder mein Genick knalle und mich nicht mit den Händen halten kann. Obwohl ich weiß – rein vom Kopf her-, dass ich letzte Woche durch das Purzelbaumtraining das richtige Abrollen geübt habe.

Trotz meines extrem großen Mindfucks habe ich mich überwunden und mich kopfüber an eine Wand gestürzt. Nach einigen Versuchen wurde diese Angst etwas kleiner, aber ganz verschwunden ist sie noch nicht. Aktueller Stand: Ich kann kopfüber an einer Wand stehen und bekomme meinen Popo nach oben geschwungen.

Bei dem letzten Training der Woche hat sogar mein bester Ehemann mit trainiert. Und zum Ende des Trainings sogar unsere zwei Mädels. Anfangs als mein bester Ehemann der Welt mit trainiert hatte, kam ich mir sogar noch recht sportlich vor, als dann meine Kinder dazu kamen, war dies allerdings sofort verpufft. Meine Kinder haben überhaupt gar kein Problem sich kopfüber zu stürzen. Da wird einem schon vom Zuschauen schlecht und innerlich bin ich doch etwas neidisch, dass sie so überhaupt keine Angst haben.

Als meine große Tochter mich dann auch noch fragte: „Bekomme ich jetzt dann auch so Flügelärmchen wie du, wenn ich in die Pubertät komme?“, habe ich das Training beendet.

Woche 4:

In der letzten Woche des Handstandprojekts habe ich 4mal in der Woche geübt. Übrigens ist jedes Training, egal in welcher Woche nie länger als 40 Minuten gewesen – nicht dass du denkst, ich hätte hiermit immer viele Stunden verbracht.

Von Mal zu Mal stand ich nun immer sicherer an der Wand, kopfüber. Nun habe ich geübt, langsam einen Fuß von der Wand zu lösen. In der Mitte der Woche ging das dann auch bereits sehr gut und so konnte ich anfangen, langsam den zweiten Fuß von der Wand zu lösen.

Und ganz plötzlich war er da: Mein Handstand!

Beim ersten Mal habe ich mich selbst so erschrocken, dass ich sofort wieder runtergepurzelt bin. Kannst du dir vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe? Ich glaube, ich sah den Rest des Tages aus, wie ein grinsendes Honigpferd! Da soll noch mal jemand sagen, Handstand würde nicht glücklich machen. Ich persönlich war es jedenfalls!

Nachdem es mir danach noch öfters gelungen ist, hat mein Körper scheinbar den „Balancepunkt“ gefunden und abgespeichert. Mittlerweile ist es gar kein Problem mehr für mich, in den Handstand zu kommen. Am Ende der vierten Woche kann ich den Handstand für ca. 3 Sekunden halten!

Mein Fazit nach 4 Wochen Handstand

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich es selbst nicht gedacht, dass ich es schaffen kann. Umso stolzer bin ich natürlich auf mich selbst und würde am liebsten die Adresse von meiner alten Sportlehrerin aus der Schule ausfindig machen, um es ihr zu berichten 😉

Meine Fitness (zumindest was Knieliegestütze und das Halten eines Plancks angeht) hat sich verdoppelt.

Wir hatten als Familie sehr viel Spaß zusammen.

Und ganz nebenbei hat sich nicht nur bei meinem eigenen „Mindfuck“ etwas verändert, sondern meine Kinder haben auch noch eine kleine Lektion gelernt:

Wenn man etwas will, sollte man nicht warten, sondern es einfach mal versuchen. Selbst wenn man scheitert, so hat man es wenigstens versucht und fragt sich nicht hinterher, was wäre gewesen wenn. Außerdem: Es könnte ja klappen.

Yeah! geschafft!!!

 

 

Wie geht es weiter?

Nachdem ich nun das große Ziel erreicht habe, möchte ich den Handstand gerne noch länger halten können als 3 Sekunden. 10 Sekunden wären schön. Daran werde ich als nächstes arbeiten. Und anschließend daran, dass ich den Handstand auch ohne Wand hinbekomme. Ich glaube fast, dass es schon gehen würde, aber meine Angst, sobald ich es ohne Wand versuche, ist einfach noch zu groß. Hier muss ich noch an meiner persönlichen „Mindfuck Angst“ arbeiten. Wenn ich soweit bin, lass ich es dich wissen.

 

Hattest du auch schon mal ein „Projekt“, bei dem du nach dem Motto „einfach mal mit viel Spaß versuchen“ rangegangen bist? Und hat es funktioniert?

 

Nach diesem Abenteuer freut es mich, dass ich mit diesem Beitrag bei der Blogparade der lieben Judith Peters von Sympatexter mitmachen darf. Vielleicht hast du ja Lust noch ein paar andere Handstanderfahrungen zu lesen, dann hüpf bei ihr vorbei.

 

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