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Seitdem meine große Tochter in den Kindergarten gekommen ist – und das ist ja nun schon einige Jahre her – ziehen sich diese kleinen bunten Büchlein durch meinen Alltag.
Jetzt denkst du wahrscheinlich, warum denn durch deinen? Es sind doch die Freundebücher deiner Kinder?
Nein, durch meinen Alltag. Denn wer füllt diese Freundebücher denn letztendlich aus? Genau, wir Mütter- sprich somit ich. Ist ja eigentlich auch ganz logisch, so ein kleiner Zwerg mit gerade mal drei Jahren kann ja noch nicht schreiben.
O.K.. Jetzt, einige Jahre später können meine Kinder schreiben und können sie auch selber ausfüllen und trotzdem betreffen sie wieder mich. Wenn auch nur indirekt.
Oft hat man ein schlechtes Gewissen. Es war wieder einmal kein Tag, an dem wir die Zeit gefunden haben oder finden wollten in dieses Buch zu schreiben.
Andere Dinge hatten mehr Priorität, z.B. im Garten in der Matscheküche spielen. So habe ich immer die Frage im Nacken: Wie lange haben wir das Buch schon? Können wir es noch einen Tag hinaus schieben, es auszufüllen und zurück zugeben?
Denn für die Besitzer des jeweiligen Freundebuches ist es natürlich enorm wichtig, es möglichst schnell wieder zu erlangen.
Zu meiner Zeit gab es damals in der Schule die Poesiealben. Hier war noch etwas Kreativität gefordert. Man schrieb ein Gedicht hinein und gestaltete die Seite noch mit Zeichnungen, Aufklebern oder Mustern. Natürlich durfte es kein Gedicht sein, was bereits vorhanden war.
Diese Freundebücher von heute haben damit nur noch wenig zu tun. Hier stehen vorgefertigte Fragen – im Übrigen immer die Gleichen.
Außerdem war ich doch wirklich erstaunt, dass es diese Freundebücher bereits im Kindergarten gab und mir erschloss sich nicht wirklich der Sinn.
Wie bereits gesagt, die Zwerge können noch nicht einmal schreiben. Auch die immer wiederkehrende Frage nach der Mailadresse fand ich suspekt. Als ob meine Mädels bereits eine Emailadresse besitzen, genauso wenig wie eine Handynummer.
Aber nun mal Spaß bei Seite.
Natürlich geht einem das Mamaherz auf, wenn deine Tochter auf die Frage: Was willst du mal werden, wenn du groß bist, mit „meine Mama“ antwortet. Dennoch finde ich diese Frage, wenn sie Kindergartenkindern gestellt wird, für völlig sinnlos. Meine beiden Kinder haben zumindest nicht die Weitsicht besessen mit drei Jahren auch nur ansatzweise zu wissen, was sie einmal werden wollen. Das wissen die Beiden im Übrigen auch heute noch nicht, mit sieben und neun Jahren. Sollte ich daraus nun irgendwelche psychologischen Erkenntnisse ziehen?
Nein, denn wenn ich mir die Einträge aus den Freundebüchern betrachte, sehe ich, dass auch die anderen Kinder diese Frage nicht realistisch beantworten können.
Nachdem meine große Tochter ein halbes Jahr im Kindergarten war, kam ich selbst nicht mehr drum herum, ihr ebenso ein Freundebuch zu besorgen. Ja, meine Kinder können sehr ausdauern sein, wenn sie etwas haben wollen. Auch in diesem Fall argumentierte sie mich in Grund und Boden, mit: alle anderen Kinder haben auch eines.
1:0 für sie, denn damit hatte sie tatsächlich Recht.
Und insgeheim wollte ich es auch den anderen Müttern zumuten, wegen unserem Freundebuch ein schlechtes Gewissen zu bekommen, genauso, wie sie es mir zumuteten. Ich weiß, das ist nicht die feine englische Art, aber ich war zu diesem Zeitpunkt echt schon genervt von diesen ganzen Büchlein.
Also bekam auch meine Tochter eines. Meine zweite Tochter bekam dann übrigens direkt zum Kindergarteneintritt ein Freundebuch geschenkt. Denn diesmal war ich ja vorbereitet.
Jedes Mal wenn ein weiteres Kind das Freundebuch mit einem weiteren Eintrag zurück brachte, freute sie sich. Sie sah sich das darin befindende Foto an und betrachtete das gemalte Bild.
Somit wusste sie, wer hineingeschrieben hatte. Sie konnte ja den Namen noch nicht lesen.
Die hineingemalten Bilder ließen viel Spielraum für Interpretationen zu. Für mich sahen sie alle irgendwie aus, wie Quallen im Meer. Mal mit Sonne, mal ohne. Meine Tochter jedoch erkannte darin Personen, Tiere und etliche Gegenstände.
Die Erkenntnis
Dann traf mich eines Tages die Erkenntnis, wofür diese kleinen Büchlein tatsächlich da waren. Ich wollte gerade einen Zettel an der Garderobe im Kindergarten für ein anderes Mädchen hinterlassen, als dessen Mutter herein spaziert kam. Normalerweise war diese kleine Zettelpost mein Kommunikationsweg mit anderen Müttern, um sich zu verabreden oder um andere Dinge zu klären. Als ich dieser Mutter sagte, dass ich ihr soeben einen Zettel hinterlassen wollte, sah diese mich irritiert an und meinte: „Ich habe doch erst letzte Woche in Dein Freundebuch geschrieben, da steht unsere Nummer – Ruf mich einfach an oder schreibe mir eine Whatsapp“.
In ihren Worten lag übrigens die Betonung auf ich habe.. und in dein Freundebuch..
Da traf es mich der Blitz.
Diese kleinen Büchlein waren gar nicht für die Kinder gedacht. Die Kinder waren nur Mittel zum Zweck.
In Wirklichkeit ist das Freundebuch heutzutage das Kommunikationsmittel für Mütter. So kommen sie an die Daten. Und das völlig ohne Adressen und Namen teuer einer Datenbank abkaufen zu müssen.
DSGVO konform?
Auf Grund des Datenschutzes wird bei uns weder im Kindergarten, noch jetzt in der Schule eine Liste von Klassenkameraden herausgegeben.
Nachdem ich zu dieser Erkenntnis gelangt war, setzte ich mich zuhause gleich hin und schrieb mir alle Namen, sowie Nummern aus unserem Freundebuch in einer Liste zusammen. Mittlerweile habe ich sogar einige Nummern in mein Handy eingespeichert. Aber psst. Verrate es nicht weiter.
Denn im Zuge des Datenschutzes, erst Recht nach Inkrafttreten der DSGVO ab Mai 2018 ist es auch noch fraglich, ob ich so ein Freundebuch überhaupt lesen darf. Dort stehen immerhin die Adressen und Namen von allen anderen Kindern. Ich habe nicht deren Einverständniserklärung hierfür, geschweige denn, das diese meine hätten.
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass jeder der in so ein Freundebuch reingeschrieben hat, mir automatisch sein Einverständnis gegeben hat, dass ich die Adresse und Namen haben darf.
Seitdem ich dieses Wissen um den wahren Grund der Freundebücher weiß, betrachte ich sie mit etwas anderen Augen. Dennoch finde ich es trotzdem sehr mühsam, die immer gleichen und völlig sinnfreien Fragen zu beantworten. Wenigstens kann ich jetzt, wo die Kinder schon älter sind, auf den Bilder etwas erkennen. Wobei auch das zugegebenermaßen ab und zu etwas befremdlich ist.
Das etwas andere Freundebuch
Als ich letztens mit meiner Tochter in einem Schreibwarenladen stand, entdeckte ich so ein kleines Poesiealbum wie es zu meiner Zeit üblich war. Ich zeigte es meiner Tochter und versuchte es ihr schmackhaft zu machen. Wobei ich tatsächlich bereits überlegte, dass ich dann eine extra Feld für Name und Adresse einfügen würde. Davon, dass man dort dann Gedichte oder Sprüche hineinschreiben sollte, hielt sie allerdings so absolut gar nichts und erklärte mir, dass das dann ja voll „uncool“ wäre. Welch naive Vorstellung von mir, dass Kinder sich heutzutage noch freiwillig mit Gedichten und Versen beschäftigen würden.
Dafür haben wir uns dann aber auf ein etwas anderes Freundebuch einigen können. Hier sind die Fragen etwas anders gestaltet und das gesamte Buch ist in Form von einer Schnitzeljagd aufgebaut. Die Kinder müssen hier beim Ausfüllen zwischen den Seiten wechseln. So entstehen dann „Gemeinschaftsseiten“ der Kinder. Das fand dann auch meine Tochter wieder toll.
Zum Glück wird hier der Name und die Adresse abgefragt, so dass ich weiter an meine Daten komme.
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Ich habe mir auch schon überlegt, ob ich nicht einfach den anderen Müttern anbieten soll, dass ich ihnen eine Liste mit allen Daten der Mitschüler zusammen zu stellen. Dann könnten sie sich die ganzen Freudebücher sparen. Selbstverständlich gegen einen kleinen Obulus. Adressdatenbanken kosten schließlich ihr Geld.
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