Vor Kurzem bin ich 40 Jahre alt geworden.
Und auch wenn ich eigentlich nie zuvor Probleme mit Geburtstagen hatte, war mir die Zahl 40 bereits zuvor unheimlich. Aber warum?
Außerdem wurde mir im Zuge meines Geburtstages auch immer wieder gesagt: 40 ist das neue 30. Aber stimmt das?
40 Jahre. Ein Grund für mich inne zu halten und mal in Ruhe einen Blick auf mein Leben zu werfen.
Was hat sich in den letzten 10 Jahren verändert und würde ich rückblickend irgend etwas anders machen? Sollte ich in Zukunft etwas verändern?
Vor 10 Jahren
Vor 10 Jahren hatte ich definitiv weniger Falten- und ich muss zugeben, manchmal wenn ich in den Spiegel schaue stören sie mich. Natürlich hätte auch ich gerne etwas weniger davon.
Doch dann denke ich daran, warum ich diese Falten in den letzten Jahren bekommen habe.
Unter meinen Falten sind nicht nur Sorgen- oder Ärgerfalten. Nein, hier sind auch viele Lachfalten zu finden. Lachfalten vom gemeinsamen Lachen mit meinen Kindern. Falten um meine Augen, weil ich meine Augen bei dem Blick in die Sonne zusammengekniffen habe, um mit ihnen Wolkenbilder zu raten.
Aber ja, es sind auch viele Sorgen- , Ärger- und auch Wutfalten dabei. Nicht immer läuft alles im Leben so, wie ich es mir wünschen würde. Und ja, das ärgert mich. Mit etwas Abstand aber stelle ich fest, dass es oft genau diesen Ärger oder genau diese Wut gebraucht hat um einen anderen Weg zu finden, der oft noch besser war, als ich es mir vorgestellt habe.
Und auch die vielen Sorgenfalten gehören in mein Gesicht. Meine große Tochter ist jetzt im besten Alter von neun Jahren. Seit dem Moment ihrer Geburt – und bereits davor- habe ich mir Sorgen gemacht und auch Ängste ausgestanden. Eben diese Art von Sorgen und Ängsten, die nur ein Mamaherz haben kann. Genau deswegen gehören sie zu mir, meine Falten.
Leider sind da auch viele Trauerfalten. Vor 10 Jahren haben wir unsere erste Tochter Alina verloren und in diesem Moment stand die Welt für mich still und meine Welt bestand nur noch aus Trauer. Also ja, auch diese Falten gehören in mein Gesicht und machen einen Teil meines Selbst aus.
Genau so wie die Falten zu mir gehören, gehören auch meine mittlerweile viele grauen Haare zu mir. Genau aus diesen Gründen. Okay, diese fallen oft weit weniger auf, da man sie dank Strähnen nicht so deutlich sehen kann. Aber sie sind da.
Anfangs konnte ich sie vereinzelt noch ausreissen. Das würde heute nicht mehr funktionieren, bzw. hätte ich danach wahrscheinlich keine Haare mehr auf dem Kopf – und glaube mir, ich habe wirklich viele Haare.
Mein Körper ist keine 30 mehr
Mittlerweile habe ich auch das ein oder andere Kilo mehr auf den Rippen.
Man hat mir ja gesagt, der Zeitpunkt würde kommen, bei dem einfach jede Schokolade auf der Hüfte hängen bleibt.
Nun ist es soweit. Mein Stoffwechsel ist eben nicht mehr 30 Jahre alt, sondern 40. Aber ich gebe es zu: ich liebe Schokolade! Und sie ist eben einfach zu lecker, um darauf verzichten zu müssen.
Und Menschen die keine Schokolade mögen, sind mir nach wie vor suspekt.
Als ich 30 Jahre alt war, hat mir auch die ein oder andere schlaflose Nacht nichts ausgemacht. Heute, 10 Jahre später – und nach wirklich vielen schlaflosen Nächten – verzeiht mir mein Körper das nicht mehr so ohne Weiteres. Wenn ich heute eine schlaflose Nacht hinter mir habe, fühle ich mich fast eine Woche lang wie gerädert und stehe neben mir.
Auch mein Rücken ist keine 30 Jahre, sondern 40 Jahre alt. Er hat drei Schwangerschaften mitgemacht und zwei Kinder viel getragen. Wenn ich heute länger auf einer schlechten Matratze schlafen muss, kann ich am Morgen kaum aus dem Bett aufstehen.
Außerdem ist auch mein Bindegewebe keine 30 Jahre mehr alt und das kann ich deutlich im Spiegel sehen.
Also, wenn ich meinen Körper genau betrachte ist er 40 Jahre alt – nicht 30!
Fast forward
Diesen Ausdruck habe ich letztens bei einer anderen Bloggerin gelesen, aber ich finde, wenn ich an die letzten 10 Jahre denke, passt dieser Begriff ganz genau. Die letzten 10 Jahre sind wie im Flug vergangen. Dennoch möchte ich keinen einzigen Tag davon missen – auch wenn nicht jeder Tag schön war. Auch die nicht schönen und anstrengenden Tage und Nächte haben in den letzten 10 Jahren zu meinem Leben dazu gehört.
Wehmut und Angst
Natürlich gehört auch etwas Wehmut dazu, wenn ich an die letzten 10 Jahren meines Lebens denke. Habe ich die vergangen Jahre genug genossen? Oftmals wahrscheinlich nicht, eingesperrt in dem Hamsterrad, das sich Alltag nennt. Aber es gelingt mir doch immer wieder bewusst aus diesem Hamsterrad auszubrechen und die Zeit mit meinen Kindern zu genießen – die so schnell groß werden. Und auch Angst kommt in mir hoch.
Manchmal habe ich Angst, dass ich keine gute Mutter bin oder war. Aber dann blicke ich wieder in die Augen meiner Kinder und bin mir sicher, dass es großartige Menschen sind und ich mein Bestes gegeben habe und auch geben werde um eben genau die Mutter zu sein, die sie brauchen.
Das ist für Dich und deine Kinder wahrscheinlich in einigen Punkten des Lebens etwas anderes, als es für uns sein mag. Aber genau das macht doch uns Menschen aus. Das wir alle verschieden sind – und das ist auch gut so!
Und dann kommt die Angst, nicht mehr genug Zeit zu haben. Ich habe nicht Angst vor meinem eigenen Tod, das war wahrscheinlich vor 10 Jahren noch anders. Es ist vielmehr die Angst vor dem Tod, dass er mir die Zeit mit meinen Kindern rauben könnte. Zeit in der ich noch erleben möchte, wie sie erwachsen werden, welchen Beruf sie wählen, oder welchen Partner.
Zeit, in der ich Großmutter sein darf – in der ich meine Enkel nach Strich und Faden verwöhnen kann. Genau das war wahrscheinlich der Grund, warum mir die Zahl 40 zuvor so unheimlich war. Sie hat mir Angst gemacht, dass mir die Zeit davon läuft.
Also, auch meine Ängste sind nicht mehr die, die ich mit 30 Jahren hatte.
Dankbarkeit
Vor 10 Jahren wusste ich wahrscheinlich noch nicht einmal genau, was wahre Dankbarkeit bedeutet. Heute beobachte ich meine Kinder und manchmal muss ich mir vor lauter Dankbarkeit fast die Tränen zurück halten. Ich bin so unfassbar dankbar, dass ich genau dieses Leben führen darf. Das es uns gut geht. Das ich meinen Seelenverwandten, meinen besten Ehemann der Welt gefunden habe. Das ich zwei großartige Menschen beim Wachsen begleiten darf.
Nicht nur deswegen habe ich mit meinen Kindern schon das Thema Dankbarkeit behandelt.
Die letzten 10 Jahre haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.
Deswegen ist für mich 40 nicht das neue 30! Mein Leben ist nicht mal im Ansatz mehr vergleichbar mit meinem Leben vor 10 Jahren. Und das möchte ich auch gar nicht mehr.
Und während ich diese Zeilen schreibe, wird es immer deutlicher: es ist gut, dass ich 40 Jahre alt bin. Vielleicht nicht in jeder Sekunde – wenn der Rücken schmerzt oder wenn ich feststelle, dass ich mal wieder neue Strähnen machen lassen müsste – aber doch die meiste Zeit bin ich gerne 40 Jahre alt.
Wie gehst du mit dem Altern um? Hast du auch diese Angst verspürt oder erging es nur mir so?